Vortrag von Bernhard Gelderblom: „Vom Vorurteil zur Vernichtung. Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit. Zahlen und Schicksale aus dem Zuchthaus Hameln“ - 19.06.2025 - 15 Uhr

Während der NS-Zeit wurden im Zuchthaus Hameln 208 Männer nach § 175 – dem Verbot „widernatürlicher Unzucht“ unter Männern – inhaftiert. Das entsprach 2,3 % aller Häftlinge. Auch wenn sie zahlenmäßig eine Minderheit bildeten, war ihr Schicksal besonders hart: Mindestens acht von ihnen starben im Zuchthaus an Krankheiten, 36 wurden nach Verbüßung ihrer Strafe direkt in Konzentrationslager überstellt – ihr weiteres Schicksal ist meist unbekannt.

 

Der Hamelner Historiker Bernhard Gelderblom beleuchtet in seinem Vortrag die Hintergründe und Einzelschicksale dieser Verfolgung – mit besonderem Fokus auf Hans Bielefeld (1909–1986).

 

Der Lehrer und Reformpädagoge wurde 1941 wegen seiner Homosexualität verurteilt, bekannte sich im Prozess offen zu seiner sexuellen Orientierung und überlebte schließlich mehrere Jahre Haft, zuletzt im Zuchthaus Hameln. Nach Kriegsende blieb er in Hameln, konnte jedoch nie wieder im Schuldienst arbeiten und war weiterhin durch § 175 strafrechtlich bedroht.

 

Der Vortrag erinnert an ein oft verdrängtes Kapitel der NS-Verfolgungsgeschichte – und an ein Unrecht, das auch in der jungen Bundesrepublik noch jahrzehntelang Bestand hatte.

 

🗓 Donnerstag, 19. Juni 2025, 15:00 Uhr
📍 Stadtbücherei Hameln